Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Donnerstag, 2. Juni 2016

Zwei Wochen durch Brasilien

Hallo meine Lieben.
Endlich habe ich es auch mal wieder geschafft. Ich habe vor einigen Wochen einen anderen Blogeintrag angefangen, der euch auch sehr interessieren dürfte. Dieser ist aber leider noch nicht fertig und kommt dann demnächst online. Bis dahin möchte ich erst einmal berichten, was in der letzten Zeit so geschehen ist.
Die letzten zwei Wochen war meine Familie bei mir, die mich aus Deutschland besuchen kam. Wir haben zusammen eine kleine Tour durch Brasilien gemacht, welche mir wirklich einige der schönsten Seiten Brasiliens gezeigt hat.
Am 14. Mai habe ich meine Eltern und meinen Bruder vom Flughafen abgeholt. Meine Gastfamilie war auch mit dabei und hat meine Familie direkt mit dem Nationalgetränk Rio Grande do Suls begrüßt, Chimarrao. Die ist eine Art Matetee, wie es jedoch genau aussieht, könnt ihr in einem meiner ersten Blogeinträge sehen.
Insgesamt ist meine Familie dann zwei volle Tage in Porto Alegre geblieben, in denen wir den Geburtstag meine Gastmama gefeiert haben, beim lokalen Fußballspiel waren, mein Projekt besucht haben und meine Eltern und mein Bruder sich ein Bild von Porto Alegre machen konnten.
Beim Geburtstag meiner Gastmama war natürlich die ganze Familie anwesend, die sich sehr gefreut hat, meine Familie kennenzulernen. Da meine Familie kein Portugiesisch spricht, durfte ich die ganze Zeit übersetzen, was eine unglaublich gute Übung für mich war und mir gezeigt hat, wie gut ich die portugiesische Sprache doch schon beherrsche. Meine Gastgeschwister und auch einige ihrer Cousins sprechen jedoch auch Englisch und konnten somit ebenfalls mit übersetzen. Außerdem spricht meine Mama auch etwas Spanisch und da dies dem Portugiesisch sehr ähnelt, konnte sich sie auch selbst relativ gut verständigen.
Trotz der "Sprachbarriere" war es überhaupt nicht komisch, sondern, ganz im Gegenteil, herrschte eine sehr fröhliche und positive Atmosphäre und ich habe mich unglaublich gefreut, meine "beiden" Familien um mich zu haben.
Am nächsten Tag konnte meine Familie endlich einmal mein Projekt kennen lernen, von dem ich ja wirklich viel berichtet hatte. Die Kids haben ihnen etwas vorgetanzt und auf ihren Instrumenten vorgespielt und einige Schüler aus dem Colégio haben sogar versucht, ein paar Wörter auf Englisch mit ihnen zu wechseln. Somit konnte sich meine Familie auch bildlich vorstellen, wo ich die letzten neun Monate gesteckt hatte.
Den Rest des Tages haben wir dann noch mit meiner Gastfamilie verbracht. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass sich alles sehr gut verstanden haben und wir alle hoffen, dass sich auch in Zukunft die Möglichkeit bieten wird, zueinander zu finden.



Am Dienstag fing dann unsere gemeinsame Reise an. Erster Stop: Foz do Iguacu wo sich einige der größten Wasserfälle der Welt befinden. Das Städtchen liegt an der Grenze zu Argentinien und Paraguay und auch die Wasserfälle befinden sich sowohl auf der brasilianischen als auch auf der argentinischen Seite. Auf beiden Seiten bietet sich den Besuchern ein Naturschaupiel, welches die unglaubliche Kraft der Natur wiederspiegelt. Auf einem der Pfade, welche nah an die Wasserfälle heranführen, ist ein Schild angebracht, auf welchem steht: "Keines unserer menschlichen Probleme ist so groß wie natürlich Kräfte." Wenn man ganz nah am Abgrund steht und und die enormen Wassermassen vor einem in die Tiefe stürzen, kommen daran keine Zweifel auf. Natürliche Kräfte sind für uns ungreifbar, unsere Probleme können wir jedoch gut anpacken und auch lösen wenn wir es nur wollen.






Nach knapp drei Tagen in Foz do Iguacu ging die Reise weiter nach Campo Grando im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, wo wir von einem Fahrer am Flughafen abgeholt wurden und zu unserer Unterkunft gebracht wurden, welche ungefähr vier Stunden von Campo Grande und eine Stunde von Miranda entfernt lag. Das Örtchen Mirande stellt circa die Granze zum Pantanal dar, eines der größten Feuchtgebiete Brasiliens und der Welt. Das Pananal ist zudem ein extrem wichter Fleck Erde da es Lebensraum für unglaublich viele Tier- und Pflanzenarten bietet.
Vor Ort hatten wir einen wundervollen Guide, welcher zur letzten Generation seines Ureingeborenen-Stammes gehört und dessen Herz für das Pantanal schlägt. Er heißt Marcello und hat uns zwei Tage lang das Herzstück des Pantanals gezeigt und uns praktisch vor Augen geführt, wie wichtig es ist, diese Flächen Land zu schützen. Er selbst wurde schon von vielen großen Magazinen wie zum Beispiel GEO besucht und interviewed. Zusätzlich wurde er auch schon nach Europa eingeladen um dort Reden zu halten und Naturschutzprojekte zu leiten. Eines befindet sich zum Beispiel im Züricher Zoo und soll ein Stück Pantanal nach Europa bringen um aufmerksam zu machen und zu informieren.
Desweiteren setzt sich Marcello auch vor Ort ein. Er selbst hat ein Projekt gegründet um Indiokinder ohnen Perspektive von der Straße zu holen und ihnen durch Bildung eine bessere Zukunft zu bieten. Außderdem ist er im lokalen Forschungsinstitut tätig und hat noch weitere eigenen Pläne bezüglich des Natur- und Artenschutzes. Leider fehlen ihm dazu noch die nötigen Geldmittel, mit welchen er vorhat, ein großes Stück Land zu kaufen und dies in ein Reservt/Naturschutzgebiet umzuwandeln. Leider gibt es immer noch viele Menschen, die das Land nicht respektieren und Farmer, die die sowieso schon seltenen Wildkatzen töten, welche mal die ein oder andere Kuh reißen.
Marcello bietet sowohl in der Schule für die Kids, als auch im Forschungsinstitut Praktika oder Freiwilligenstellen an. Im Forschungsinstitut werden vor allem Biologen oder Biologiestudenten gebraucht.
Für Diejenigen, die Interesse haben oder sich genauer informieren möchten, werde ich einige Links zu Marcellos Seiten am Ende des Posts hinzufügen.
Mich haben die Tage im Pantanal sehr berührt und beeindruckt. Wir haben unglaublich viele Tiere und Vögel gesehen und die Schönheit der Natur und ihre Pflanzen bestaunt.





Unsere Reise war nach den Tagen im Pantanl noch immer nicht vorbei. Nächster Stop: Bonito, ein Ort, der nochmal ungefähr drei Stunden vom Pantanal entfernt liegt, jedoch immer noch im Bundesstaat Mato Grosso do Sul. "Bonito" heißt übersetzt "schön" und dies trifft auch voll und ganz zu. Von Bonito kann man einige Touren buchen und somit die Umgebung erkunden. Wie haben die "Gruta Azul" (Blaue Grotte), das "Buracu das Araras" (Loch der Aras) besucht und sind in glasklaren Flüssen geschnorchelt. Die Grotte hat ihren Namen, da sich in ihr ein See befindet, welcher durch den Lichteinfall in die Grotte unglaublich blau erscheint. Beim "Buracu das Araras" handelt sich im Prinzip um einen Minicanyon in dessen Felswänden der rote Ara nistet. Rund um das Jahr kann man dort die wunderschönen Vögel beobachten.
In Bonito haben wir außerdem einen Tapir und drei Ameisenbären gesehen. Tiere, die wirklich selten sind und in freier Wildbahn einfach wesentlich majestätischer und glücklicher aussehen.
Wie schon erwähnt, waren wir ebenfalls in glasklaren Flüssen schnorcheln. Man lässt sich einfach den Fluss hinunter treiben und kann dabei die ganzen Fische und Pflanzen um einen herum beobachten.
Brasilien hat wahnsinnig schöne Flecken Erde zu bieten und ich muss ehrlich sagen, dass ich ein Stück Herz hier gelassen habe.



Nach einer Woche Naturschauspiel, beeindruckenden Landschaften und interessanten Tieren, berührender und bewegender Erlebnisse stand uns schlussendlich unser letzter Aufenthaltsort bevor: Rio de Janeiro, wie sollte es auch anders sein. In Brasilien wird Rio de Janeiro auch "a cidade maravilhosa" (die wunderbare Stadt) genannt. Meiner Meinung nach ist Rio wirklich besonders, was jedoch vielmehr an seiner außergewöhnlichen Lage liegt. Inmitten von Felsen, Wäldern und direkt am Strand erscheint die Stadt sehr hübsch. Die sauberen Stadtstrände und das klare Wasser sind sehr bewundernswert.
Von der berühmten Cristusstatue auf dem Corcovado hat man eine einmalige Aussicht über die Stadt. Jetzt klinge ich gerade wie ein Reiseführer, aber es ist tatsächlich so :D.
Die letzten Tage in Rio de Janeiro waren wirklich ein toller Abschluss der Zeit mit meiner Familie hier in Brasilien.
Unsere gemeinsame Zeit wurde jedoch noch besser abgerundet, als ich schlussendlich meinen Flug zurück nach Porto Alegre verpasst habe. Die Nacht im Hostel um einen anderen Flug am nächsten Morgen nehmen zu können, habem dem ganzen wirklich noch die Krone aufgesetzt (Achtung Ironiealarm!)
Mittlerweile bin ich jedoch gut zu Hause angekommen und kann es mit Humor betrachten, diese Erfahrung auch noch mitgenommen zu haben.
Insgesamt hat mir diese Reise aber wirklich unglaublich viel gegeben und mich sehr glücklich gemacht.
Jetzt gerade sitze ich bei den Kids im Projekt und mir ist klar, dass ich sie sehr vermissen werden, wenn meine Zeit hier ein Ende nimmt. Sie begrüßen mich immer alle so liebevoll wenn ich einige Tage nicht da war und freuen sich sehr, wenn ich dann eben wieder zurück komme.
Mein Jahr in Brasilien ist noch nicht vorbei, aber mit Sicherheit schon jetzt das wertvollste in meinem kurzen Leben.






Links zu Marcellos Seiten aus dem Pantanal:

Marcello in Facebook: https://www.facebook.com/marcelloyndio

Die Agentur Explore Pantanal, für die Marcello arbeitet und über welche auch wir unsere Reise geplant haben in Facebook: https://www.facebook.com/Explore-Pantanal-Brasil-Turismo-803932229734384/

Die öffentliche Facebookseite von Marcello: https://www.facebook.com/marcelloyndiopantanal/

B&B, die Marcello gehört in Facebook: https://www.facebook.com/Explore-Pantanal-Bed-Breakfast-1588653961355113/

Das Schulprojekt für Indiokinder in Facebook: https://www.facebook.com/Funda%C3%A7%C3%A3o-Marcello-Yndio-Ekta-Shah-1719677578261433/



Freitag, 1. April 2016

Brasilien und ich

Hallo ihr Lieben.
Dies wird wohl mal ein etwas anderer Blogeintrag werden, denn ich möchte nicht einfach nur berichten, was in meinem Leben hier so passiert, sondern versuchen, auch das ganze Drumherum in Worte zu fassen.
In letzter Zeit habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, wie ich bezüglich meines Freiwilligendienstes und meiner Zeit hier in Brasilien empfinde. Wie nehme ich alle neuen Geschehnisse und Eindrücke eigentlich auf und wie verarbeite und reflektiere ich diese? Auch wenn ich mich oft damit auseinandersetze, ist mir aufgefallen, dass es sehr schwierig für mich ist, meine Empfindungen angemessen zu beschreiben. Eines steht jedoch fest: Vor ungefähr einem Monat hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, voll und ganz in meinem zweiten Leben hier angekommen zu sein. Ich fühle mich tatsächlich richtig zu Hause und der theoretische Gedanke, jetzt schon nach Deutschland zurückzukehren, wäre so gar nicht passend. Und wenn ich meinen letzten Satz gerade so lese, fällt mir auf, dass "zweites Leben" auch nicht ganz korrekt ist. Schließlich ist mein Leben hier mein aktuelles Leben und somit müsste mein vorheriges Leben in Deutschland als mein "zweites Leben" betrachtet werden. Aber auch das fühlt sich nicht so an... Zurück in Deutschland werde ich kaum Zeit verbringen, da ich wenige Wochen nach meiner Rückkehr in die Niederlande zum Studieren gehen werde. Das bedeutet, dass wieder ein ganz neuer Lebensabschnitt anfängt und hier treten die von Verwirrung (hauptsächlich im positiven Sinne) gezeichneten Gefühle auf.
Lasst mich nun aber das Hier und Jetzt fokussieren. Wie gesagt, bin ich voll und ganz hier angekommen. Ich umgebe mich mit netten Menschen, mit denen ich mich wohl fühle, in meiner Gastfamilie werde ich wie selbstverständlich wie das nun dritte Kind behandelt und auch in meinem Projekt fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Ich werde genauso wie eine Lehrerin/Erzieherin behandelt, wie alle anderen auch und an die täglichen warmherzigen Begrüßungen der Kids und Jugendlichen habe ich mich nun schon so sehr gewöhnt, dass mich der Gedanke, sie irgendwann verlassen zu müssen, nicht unbedingt glücklich macht. Außerdem werde ich jeden Tag darin bestätigt, wie gut mein Englischunterricht und meine Anwesenheit ankommt, da die Kids und Jugendlichen an meinem Unterricht interessiert sind und somit ein mich glücklich machender Prozess sichtbar wird. Und das nicht nur auf ihrer Seite sondern auch bei mir selbst. Genauso wie sie, lerne ich jeden Tag dazu, höre mir nachdenklich machende Geschichten an und sammle bereichernde Eindrücke. Sobald ich eben merke, dass etwas von dem, was ich im Projekt beisteuere auch hängen bleibt und Freude bereitet, gehe ich wirklich sehr in meiner Arbeit auf und wenn es dann einmal eher schleppender voran geht, spornt mich das eigentlich noch viel mehr an. Ein gutes Beispiel sind die "schwierigeren" Kids, diejenigen, die versuchen, sich mit üblen Beleidigungen, Tritten und Schlägen zu wehren, anstatt mit klärenden Worten und diejenigen, die absolut gar keine Geduld zu haben scheinen und somit die Konzentration der anderen stören. Dann gibt es leider auch noch sehr viele Kids, die gar keine Selbstüberzeugung haben und bei allem, was sie tun, denken, sie würden es falsch machen obwohl dies oft nicht einmal der Fall ist.
Für diese Kids versuche ich mir verstärkt Zeit zu nehmen, schließlich werden sie zu Hause und auch von manchen Erzieher/innen schon oft genug zusammengestaucht (auch häusliche Gewalt ist übrigens sehr präsent) und somit entmutigt. Ich versuche es dann gerne mal mit dem Gegenteil, nämlich sie darin zu bestätigen, dass sie alles schaffen, wenn sie es nur wollen und das ohne ihre Mitmenschen zu beleidigen, zu schlagen, etc.
Durch all diese Einblicke, lerne ich die Lebensumstände, in denen ich selbst aufgewachsenen bin, sehr zu schätzen, etwas, was vielen Freiwilligen passiert. Damit möchte ich aber keinesfalls sagen, dass in Deutschland alles super ist und hier einem die Menschen nur leid tun können. Das entspricht nämlich nicht der Wahrheit. In jedem Land, gibt es sowohl positive als auch negative Aspekte zu betrachten. Solange man aber nur in dem Land bleibt, in dem man selbst aufgewachsen ist und den Kopf nicht über den eigenen Tellerrand hinausstreckt, hat man keinen Vergleich und somit Schwierigkeiten zu reflektieren. Reine Vorstellungskraft ist ja lobenswert, reicht aber oft einfach nicht aus. Dafür braucht man dann doch einmal die andersartige und vor allem reale Erfahrung. So ging es jedenfalls mir.
Ich lerne die Lebensumstände, in denen ich aufgewachsen bin also zu schätzen und merke gleichzeitig, dass es auch andere kulturelle Aspekte gibt, die mir in Deutschland einfach fehlen.
Grundsätzlich ist Brasilien (bezüglich der Teile des Landes, die ich schon kennengelernt habe) für mich sehr oft sehr widersprüchlich. Die Spanne zwischen arm und reich, unglaubliche Gastfreundschaft auf der einen Seite und Unhöflichkeiten und Egoismus auf der anderen Seite (hier geht es nicht ausschließlich um das Verhalten gegenüber Ausländern wie mir, sondern um generelle Verhaltensmuster), gute Absichten, aber fehlenden Effizienz, die Unzufriedenheit im Volk gegenüber der Regierung oder staatlichen Regelungen, aber gleichzeitig werden schlechte Verlaufsformen schlussendlich doch einfach hingenommen, da man es ja schon gewohnt ist. Die Liste ist lang.
Es gibt einige Leute, wie meine Gastfamilie, die ernsthaft an einem kulturellen Austausch interessiert sind und auch in der Lage sind, ihr eigenes Land zu reflektieren, wissen, was sie gut finden und was nicht. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Leute, die einen erstmal super interessant finden, weil man aus einem anderen Land kommt, aber nachdem alle Fragen beantwortet sind, ist die Neugier genauso schnell wieder verflogen, wie sie gekommen ist und der Oberflächlichkeit wird Platz gemacht.
Gute Absichten werden beispielsweise in der Idee sichtbar, möglichst viele Arbeitsplätze für viele Menschen zu schaffen. Es werden also unglaublich viele Menschen eingestellt, diese aber überhaupt nicht geschult, was wiederum überhaupt nicht effizient ist und die Arbeit dann oft schleppender voran geht als mit wenigeren geschulten Mitarbeitern.
Dies sind einige, eventuell auch banal Beispiele, aber vielleicht kann dies dennoch einen kleinen Eindruck vermitteln. Jeden Tag begegne ich Widersprüchen, die für mich oft einfach nicht verständlich sind.
Jetzt habe ich von einigen Dingen gesprochen, welche nicht so glatt zu laufen scheinen, aber es gibt natürlich auch Einiges positives. Die Offenherzigkeit der meisten Menschen ist mir schonmal unglaublich sympatisch. Natürlich muss man auch hier erstmal mit einer Person warm werden, bis sich eine Beziehung aufbaut, aber überall, wo ich bis jetzt hingekommen bin, habe ich ich direkt aufgenommen und wohl gefühlt und das hat mir auch den Einstieg in mein Leben hier sehr erleichtert und ich konnte mich unglaublich gut einleben.
Was mich ebenfalls sehr beeindruckt hat, ist, wie alle Mitarbeiter in meinem Projekt in ihrer Arbeit aufgehen, um den Kids und Jugendlichen das Beste zu ermöglichen. Viele vo ihnen sind auch nicht in den leichtesten Umständen aufgewachsenen und haben es sich zum Ziel gesetzt, den Kids einen besseren Alltag zu gewährleisten. Das Projekt ist sehr gut in der umliegenden Gemeinschaft angesehen und seit diesem Jahr können selbst Rentner einmal die Woche ins CESMAR kommen und dort handwerkliche Workshops belegen oder sportlichen Aktivitäten nachgehen, was ich eine sehr tolle Idee finde.
Auch ich selbst habe mich in den fast acht Monaten hier in mancher Hinsicht ein bisschen verändert. Ich bin ein viel entspannterer Mensch geworden, etwas, was mir persönlich sehr gut getan hat. Die etwas relaxtere Lebenseinstellung der meisten Menschen hier hat mich praktisch dazu gezwungen :D. Auch wenn mir die Menschen manchmal etwas zuuuuu entspannt sind, vor allem dann, wenn nichts auf die Reihe gebracht wird.
Außerdem sagt man ja, wenn man eine andere Sprache spricht, nimmt man eine andere Peröhnlichkeit an und ich muss zugeben, dass ich mich tatsächlich etwas anders gebe, während ich Portugiesisch spreche. Ich habe den sogenannten "jeito brasileiro" angenommen. Übersetzt es vielleicht selbst, dieser "jeito" ist ziemlich Komplex und auf die Schnelle fällt mir auch gar keine gute Übersetzung ein.. :D. Ich gehe ziemlich offen und direkt mit diversen Themen um, oft, weil mir gar keine andere Wahl bleibt. Schließlich fehlt mir das umfassende Vokabular, um Dinge beispielsweise besonders hübsch zu beschreiben. Natürlich heißt das nicht, dass ich jedem einfach alles an den Kopf werfe, auf die Ausdrucksweise muss man natürlich trotzdem immer Acht geben.
Trotz vieler Unterschiede, habe ich dieses Land auf eine Art und Weise lieben gelernt und genieße meine Zeit hier in vollen Zügen. Um es zusammenzufassen: Estou muito feliz!
Até mais gente :)

P.s. Es folgen bald auch wieder einige Bilder


Sonntag, 21. Februar 2016

Unwetter und seine Folgen

Bom dia ihr Lieben.
Vor nun zwei Wochen gab es hier in Porto Alegre ein Unwetter und die Folgen sind auch an mir nicht ganz vorübergegangen.
Wie ich in meinem letzten Blogpost erwähnt habe, war meine Gastfamilie schon Ende Januar in den Urlaub gefahren und ich bin alleine zu Hause geblieben, um weiter in meinem Projekt zu arbeiten. An sich war es für mich auch überhaupt kein Problem, alleine zu Hause zu sein, doch als mein Gastvater mir schon am ersten Abend ihrer Abwesenheit eine Nachricht geschrieben hat, ich müsse auf jeden Fall immer die Lichter im Hof anlassen und auch im Wohnzimmer sollte besser das Licht auch Nachts brennen, wurde mir noch einmal vor Augen geführt, wie präsent die Frage der Sicherheit immer ist. Die Menschen fühlen sich einfach nie zu hundert Prozent sicher, deswegen gibt es hier auch keine Häuser oder Wohnblöcke ohne Zaun davor. Besonders beliebt sind hier die sogenannten "Condomínios", also geschlossene Wohnanlagen mit Zaun und Wachportal, in welche man auch wirklich nur mit ausdrücklicher Einladung eines Bewohners oder Anmeldung hinein kommt. Zusätzlich hat auch jeder, der ein Haus besitzt, einen "Wachhund". Ob der Hund schlussendlich böse genug ist, um eventuelle Eindringlinge von ihrem Vorhaben abzuhalten, ist eine andere Frage...
Wenn ich mir das alles so vor Augen führe, merke ich, dass das Gefühl der Unsicherheit in manchen Situation auch bei mir angekommen ist. Am Anfang meiner Zeit habe ich nie nachvollziehen können, warum die Menschen sich zum Beispiel nachts auf der Straße unsicher fühlen, weil ich es einfach nicht gewohnt war, so zu fühlen. Ich dachte, ich würde dieses Gefühl nie übernehmen. Mittlerweile fühle ich mich Nachts aber mindestens genauso unsicher, einfach weil man mehr und mehr Geschichten hört, was tagtäglich so passiert und weil man wirklich jeden Tag gesagt bekommt, man solle gut auf sich aufpassen. Komisch ist es trotzdem, schließlich ist mir noch nie etwas nur annähernd Gefährliches passiert.
Zurück zu "Fabienne allein zuhaus". Es war wirklich alles bestens, bis zu dem Zeitpunkt des Gewitters. Als es angefangen hat zu stürmen, bin ich gerade nach Hause gekommen und ein paar Minuten später ist auch sofort der Strom ausgefallen. Ich habe mir nichts dabei gedacht, weil das hier schnell bei Gewitter passiert und der Strom dann meistens von alleine wieder zurück kehrt. So war es aber leider nicht und als dann aus dem Sicherungskasten, der kein Kasten ist, sondern eine Vertiefung in der Wand, in der sich die Kabel und eben Sicherungen befinden, kurzzeitig Funken sprühten, habe ich mir dann schon gedacht, dass das nicht gut sein kann :D.
Der Strom ist dann auch tatsächlich für volle vier Tage ausgeblieben und als es dann am zweiten Tag ohne Strom auch kein Wasser mehr gab (die Pumpe für die Befüllung des Wassertanks hat schließlich auch nicht mehr funktioniert), musste ich für die folgenden zwei Tage bei Stefan, dem anderen deutschen Freiwilligen, und seiner Gastfamilie einziehen. Zum Glück hat sich nach vier Tagen wieder alles normalisiert. Interessanterweise ist nur eine dermaßen braune Brühe aus den Wasserhähnen gekommen, als das Wasser dann wieder angefangen hat zu fließen. Ein verlässliches Indikat dafür, wie sauber der unterste Teil der Wassertänke ist...
Das klingt jetzt erstmal irgendwie unentspannt, aber das war absolut gar nichts im Vergleich zu den Stadvierteln in der Nähe des Zentums der Stadt. Dort ist nämlich ein kleiner Wirbelsturm durchgefegt und hat Bäume und Strommasten einknicken lassen, Tankstellen und Häuser sind teilweise eingebrochen und am Hafen ist das Touristenboot gekentert und untergegangen. Bis heute sind noch nicht alle Schäden behoben worden. Zum Glück gibt es aber keinen Grund zur Sorge, denn allen geht es gut.
Ich bin darauf dann vier Tage über Karneval zu meiner Gastfamilie an den Strand in Garopaba (Santa Catarina) gefahren. Sie hatten dort ein Haus mit wunderschöner Aussicht auf den Strand gemietet. Der Ort ist klein aber vom Karneval hat man trotzdem ein bisschen etwas mitbekommen. Vergleichbar mit den bekannten Bildern aus Rio de Janeiro ist das natürlich nicht, aber lustig war es auf jeden Fall.
Ansonsten kann ich noch ein kleines Update aus dem Projekt geben. Momenten ist eine Kurzzeitfreiwillige aus Litauen (Marija) mit dabei und mit ihr haben wir schon einige Workshops für die Kids angeboten. Einmal zur Zahnplege, was super gut funktioniert hat und demensprechend erfolgreich war und dann auch einen kleinen Erkundeunterricht, da viele Kids leider noch nicht einmal wissen, was zum Beispiel Kontinente sind und sich somit auch nicht vorstellen können, woher die Freiwilligen denn immer herkommen.
Außerdem hat Marija ihr Land Litauen vorgestellt und die Reaktionen der Kids auf gezeigte Fotos waren einfach goldwert. Alle waren total beeindruckt von der Andersartigkeit Litauens im Vergleich zu Brasilien. Als die Kids dann noch Fragen stellen konnten und vor allem Fragen wie "gibt es Schulen, Autos,etc?" kamen, musste ich zunächst ziemlich lachen aber das hat mich auch zum Denken angeregt. Klar sind das Kinderfragen aber es zeigt auch wie selbstverständlich manche Dinge sind und wie unselbstverständlich andere Dinge. Das heißt natürlich nicht, dass es hier keine Schulen und Autos gibt aber für die Kids aus dem Projekt ist der Bezug zu diesen Dingen öfter einfach anders.
Da Marija kein Portugiesisch, sondern nur Englisch spricht, mussten Stefan und ich immer für sie übersetzen, was mir auch nochmal gezeigt hat, wie sicher ich doch schon in der portugiesischen Sprache geworden bin und das hat mich wirklich sehr gefreut. Für mich selbst ist das wirklich erstaunlich, wie schnell ich die Sprache aufgenommen habe.
Andersrum ist es auch für die Kids sehr gut, jemanden zu haben, der eben nicht ihre Sprache spricht. Somit können sie ihre, wenn auch spärlichen, Englischkenntniss austesten. Lustig ist es auch, wenn manche Kids beim besten Willen nicht nachvollziehen können, dass Marija ihre Sprache nicht spricht und immer wieder auf sie einreden und ich dann irgendwann etwas verdutzt angeguckt werde, weil sie dann doch merken, dass ich übersetzen muss :D. Ich hab sie wirklich schon sehr sehr liebgewonnen, diese Kinder!



Ganz liebe Grüße und bis bald!

Mittwoch, 20. Januar 2016

Zurück aus den Ferien

Olááááá aus dem unglaublich heißen (38 bis 44 Grad) Brasilien!
Seid knapp einer Woche bin ich zurück aus meinem dreiwöchigen Urlaub und finde soeben die Ruhe und Zeit, mal wieder einen Eintrag zu verfassen, schließlich gibt es dementsprechend viel zu erzählen.
Zuerst einmal hoffe ich, dass ihr alle gut ins neue Jahr 2016 gestartet seid und wünsche euch allen, dass es ein glückliches und erfolgreiches Jahr wird.
Ich bin am 22. Dezember mit meiner Gastfamilie nach Governador Celso Ramos im Bundesstaat Santa Catarina gefahren um dort eine Woche über Weihnachten zu verbringen. Wie in meinem letzten Blogeintrag schon erwähnt, waren wir nicht zu fünft unterwegs, sondern haben praktisch das gesammte Ferienresort mit der kompletten Familie von Seiten meines Gastvaters ausgebucht. Zum Glück war auch die Freundin meines Gastbruder dabei, sonst wäre ich als Einzige, die sich nicht alle Namen merken kann, ziemlich verloren gewesen.
Die Woche war wirklich Entspannung pur. Ich habe viel Sport gemacht, gut gegessen (endlich viel Fisch und kein Fleisch, welches hier in Brasilien ja bekanntlich in rauen Mengen konsumiert wird, ich aber lieber nicht zu häufig esse) und am Strand und Pool entspannt. Schon nach dieser Woche war ich so braun wie schon lange nicht mehr, da die Sonne hier extrem stark ist. Wie es hier mit der Ozonschicht aussieht, weiß ich gar nicht so genau, jedenfalls fühlt es sich so an, als gäbe es keine :D.
Weihnachten selbst war ein wunderschönes Fest. Nach dem Abendessen haben alle zur Livemusik getanzt und ich hatte mal wieder die Möglichkeit, an den brasilianischen Sambaschrittfolgen weiterzulernen. "Feliz Natal" wünscht man sich dann um punkt Mitternacht vom 24. auf den 25. Dezember und in den frühen Morgenstunden des 25. Dezember sind wir dann alle mit unseren Klamotten in den Pool gesprungen.
Ich habe die Zeit mit meiner Gastfamilie und die schönen Strände Santa Catarinas wirklich genossen!

Zurück in Porto Alegre hatte ich dann nur zwei Tage um schnell alle Klamotten zu waschen und dann ging es für mich direkt weiter nach Ribeirao Preto im Bundesstaat Sao Paulo, um endlich die Person zu besuchen, welche unter anderem der Grund für meine Idee, ein Jahr in Brasilien zu verbringen, verantwortlich ist. Vor über vier Jahren habe ich eine Sommerschule in England besucht und dort viel mit einer brasilianischen Schülergruppe zu tun gehabt. Mit ihnen habe ich mich unglaublich gut verstanden und vor allem eine enge Freundschaft mit Otavio (den ich besucht habe) geschlossen. Damals haben diese Menschen in mir den Wunsch geweckt, ihr Land, ihre Kultur und ihre Sprache kennenzulernen, wozu es ja nun freudigerweise gekommen ist.
Die Freundschaft zu Otavio ist durch regemlmäßigen Skypekontakt geblieben und so haben wir uns jetzt nach viereinhalb Jahren endlich wieder gesehen. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als wir uns immer noch so gut, wenn nicht sogar besser verstanden haben als damals.
Mit seiner Familie habe ich in dem Fall auch Neujahr verbracht, was sehr entspannt und familiär (natürlich auch mit gefühlt hundert Familienmitgliedern) abgelaufen ist. Dazu sind wir zu Verwandtenn von Otavio gefahren, die auf dem Land im Bundesstaat Minas Gerais wohnen. Die Landschaft dort ist wunderschön und auch das brasilianische Bild von endlosen Kaffeeplantagen bestätigt sich dort.
Da Otavios Familie relativ religiös ist, haben wir alle gemeinsam einige Minuten vor Beginn des Jahres 2016 zusammen gebetet. Da ich dies nicht gewohnt bin, war das auf jeden Fall interessant mitzuerleben.
Auch hier waren alle Leute super lieb und haben mich direkt mit offenen Armen empfangen, etwas, wofür ich Brasilianer jedes Mal aufs neue bewundere und ihnen auch dankbar bin, da ich mich dann sehr schnell wohl und aufgehoben fühle.
Am Lustigsten war für mich auf jeden Fall der Akzent der Leute aus Sao Paulo, der sich stark von dem aus dem Süden unterscheidet. Interessanterweise passt man sich dann unterbewusst dem Klang der Sprache an und so habe auch ich schon nach wenigen Tagen ihren Akzent so gut es eben ging übernommen. Hinzu kommt, dass man überall außer im Süden, wo ich eben portugiesisch lerne, "você" für "du" anstatt "tu" benutzt. Da ich es aber gewohnt bin, "tu" zu benutzen, wurde ich öfter mal schräg angeguckt :D. Grundsätzlich fanden das aber alle ziemlich witzig.
Geplant habe ich auf jeden Fall, Otavio dann nochmal in Sao Paulo selbst zu besuchen, wo er studiert. Außerdem möchte ich diese Megacity schon gerne mal kennenlernen.

Von Ribeirao Preto bin ich dann direkt nach Sao Luís geflogen, um mich dort mit meiner Reisebegleitung zu treffen. Sao Luís ist die Hauptstadt des Bundeststaates Maranhao, welcher im Nordosten Brasiliens liegt. Von Sao Luís ging es knapp fünf Stunden mit dem Bus zu einer winzigen Stadt namens Barreirinhas irgendwo im Nirgendwo. Wir hatten unsere Fahrkarten schon vorher über das Internet gekauft und sind mit ihnen dort am Busbahnhof in Sao Luís zum Schalter des Anbieters gegangen, um zu fragen, in welcher Box der Bus denn abfährt. Nachdem uns Nummer 26 mitgeteilt wurde und wir dort bis zehn Minuten vor offizieller Abfahrt vergeblich auf den Bus gewartet haben, wurden wir etwas skeptisch. Da am anderen Ende des Busbahnhofes ein Bus des richtigen Anbieters stand, sind wir dann einfach mal den Busfahrer dieses Busses fragen gegangen und siehe da, das war unser Bus. Nachdem uns auf der Rückfahrt von Barreirinhas nach Sao Luís dann ähnliches passiert ist, habe ich beschlossen, mich nicht mehr auf das zu verlassen was mir hier mitgeteilt wird, sondern immer auch selbst die Augen offen zu halten :D.
Warum sind wir nun aber in diese kleine Stadt in der Pampa gefahren? In Maranhao liegt einer der größten Nationalparks Brasiliens namens Parque Lencois Maranhenses, der aus riesigen Sanddünen besteht in wessen Mitte sich in der Regenzeit Seen mit kristallklarem Wasser bilden. Außderdem grenzt eine riesige Lagune an die vielen Dünen. Der Park ist von Barreirinhas aus am Besten zu erreichen, wobei die Fahrt dorthin definitiv abenteurlich war. Auf der Ladefläche eines Geländefahrzeuges, auf die Sitze montiert worden waren, ging es einundhalb Stunden durch den Sand zu den Dünen. Man wurde auf jeden Fall gut durchgeschüttelt!
Außerdem hat die Fahrt Einblick in das Leben der Einheimischen gegeben, welche dort in wirklich sehr einfachen und offenen Hütten wohnen, die bei dem heißen Wetter schätzungsweise aber sehr praktisch sind. Die Hitze scheint auch die Arbeitsgeschwindeigkeit der Menschen zu verringern, wohin die Menschen aber im Gegenzug unglaublich schnell reden und dies mit einem Akzent, welcher es für uns schwer gemacht hat, sie jedes Mal auf Anhieb zu verstehen.
Da wir in der Trockenzeit dort waren, waren die Seen zwischen den Dünen leider ausgetrocknet, trotzdem war der Anblick aber atemberaubend.

Da wir insgesamt drei ganze Tage in Barreirinhas hatten, haben wir noch zwei andere tolle Ausflüge gemacht. Einmal sind wir zu einem kleinen Fluss inmitten von dichtem Grün gefahren und haben uns dort einundhalb Stunden in Schwimmreifen heruntertreiben lassen. Die Vegetation hat mich sehr beeindruckt, da ich diese ganzen tropischen Pflanzen noch nie zuvor gesehen habe. Eine Frau, die dort lebt und ihr siebenjähriger Sohn haben uns begleitet und durch den Fluss navigiert sowie uns die einheimischen Pflanzen und Früchte erklärt, die ich natürlich sofort vom Baum probieren musste. Eine Frucht heißt Buriti, ich wüsste jetzt aber wirklich nicht, wie ich den Geschmack beschreiben sollte.
Unser dritter Ausflug war ein Bootsausflug über einen großen Fluss zu einer Sandbank, welche 300 Meter breit ist und das Meer von der Süßwasserlagune trennt. Das Highlight dieses Ausfluges waren auf jedenfall die vielen Süßen Äffchen, die dort frei herumgelaufen sind.


Die Landschaft unterscheidet sich doch sehr zu der Landschaft hier im Süden Brasiliens und auch die Menschen leben, wie gesagt, etwas einfacher, den Umständen angepasst. Brasilien ist einfach ein riesiges Land, dessen Größe ich oft unterschätze und welches Platz für unglaubliche und unterschiedliche Vegetationen und Kulturen bietet.
Zurück in Porto Alegre und zurück im Projekt wurden wir von den Kids unglaublich liebevoll empfangen und uns wurde tausend mal gesagt, wie sehr sie uns doch vermisst hätten, was wirklich liebenswert war. Gerade jetzt in Januar wo weniger Kids ins Projekt kommen und es keine festen Klassen und Unterrichtsstunden gibt, bietet sich die Möglichkeit für viele Freizeitaktivitäten und um sich einfach die Zeit zu nehmen, mit den Kids persönliche Zeit zu verbringen.
Jetzt im Januar werden auch Hausbesuche der Kids abgestattet und einmal war ich nun schon mit dabei. Wie die Kinder dort in der Villa (Favela) leben, ist ganz unterschiedlich. Manche wohnen in ganz süß hergerichteten Häuschen, andere regelrecht im Müll. Das klingt hart, entspricht aber leider der Wahrheit. Grundsätzlich liegt in dieser Gegend extrem viel Müll rum und ich frage mich öfter, warum man nicht wenigstens das Bisschen an Lebensraum, das man hat, sauber hält um eben nicht im Dreck wohnen zu müssen, aber die meisten Leute dort scheinen nicht den gleichen Gedanken zu hegen. So gut ich es auch versuche, ich kann mich nunmal nicht zu hundert Prozent in ihre Lage hineinversetzen. Und noch war ich nicht im richtigen "Problemviertel" der Villa. Dort soll es aber nächsten Montag hingehen und ich bin ziemlich gespannt, welches Bild sich mir dort bieten wird. Ich bin jedenfalls ziemlich froh, dass die allermeisten Kids im CESMAR sehr glücklich wirken und ihren Spaß haben.
So, ihr Lieben. Es gäbe noch einige weitere Dinge zu berichten, aber ich denke fürs Erste reichts nun einmal, schließlich werden noch ein paar Einträge folgen. Verrückt ist jedoch, dass jetzt nun schon fast die Hälfte meiner Zeit rum ist...Das ist irgendwie ziemlich an mir vorbei gegangen :D.
Ganz liebe Grüße und bis bald!


Montag, 30. November 2015

Ein Lebenszeichen

Baahh faz muito tempo!! Lang ist es her und ich melde mich endlich zurück! Mehr als ein Viertel meiner Zeit bin ich nun schon hier und mir kommt es vor, als hätte ich nur einmal mit den Augen geblinzelt. Es ist wirklich verrückt, wie die Zeit davon gleitet, aber das liegt wohl an den vielen verschiedenen Eindrücken, die jeden Tag auf mich zukommen und an der Tatsache, dass kein Tag vergeht, ohne das ich nicht etwas vorhabe.
Was hat sich also so in den letzten Wochen ereignet? Ich war auf einer Art Seminar mit meinen gesamten Arbeitskollegen, auf dem brasilianischen Oktoberfest, in Gramado, einer "deutschen" Stadt hier in der Nähe und in Torres am Strand. Mal davon abgesehen, dass sich auch im Projekt viel getan hat.
Beginnen wir also mit diesem zweitägigen Seminar. Ich muss ehrlich sagen, dass es für mich teilweise etwas verstörend war, da dass Seminar sehr spirituell geprägt war, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass das CESMAR ein sehr christlich geprägtes Projekt ist und der Glaube an die Hilfe Gottes stark ausgeprägt ist. Jedem sei sein Glaube gestattet, dennoch habe ich hier die Erfahrung gemacht, dass viele alltägliche Probleme und Schwierigkeiten nicht angepackt werden um sie zu lösen und aus dem Weg zu räumen, sondern wirklich einzig darauf gehofft wird, dass einem die Last schon irgendwann von selbst abgenommen wird. Das dies aber nicht der Fall ist, wird klar deutlich wenn man Einblick in das Leben der Menschen bekommt, im Speziellen in das, der Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten.
Es herrscht manchmal also eine gewisse Mentalität, sich Dinge schön reden zu wollen. Auf der anderen Seite jedoch, gibt es auch sehr viele Überlebenskünstler, welche in einer Sache ihre Überzeugung finden und diese dann zu ihrem Leben machen. Mein JiuJitsu (brasilianischer Kampfsport) Lehrer ist zum Beispiel so jemand. Auch er hatte es nie einfach, lebt aber nun für das JiuJitsu. Das wiederum führt jedoch auch zu einer gewissen Spiritualität, da für ihn das JiuJitsu seine Rettung war (seine Ausdrucksweise). Somit schließt sich der Kreis dann doch wieder und man landet.... bei der Spiritualität.
Auf dem Seminar mit meinen Arbeitskollegen sollte es darum gehen, sich seiner eigenen Stärken, Schwächen und Ziele bewusst zu werde und diese vorallem zu reflektieren. Außerdem wurde über Verhaltensweisen der Menschen und ihre Bedeutungen gesprochen. Letzteres war wirklich interessant, da es auch auf die Arbeit mit den Kids selbst bezogen war. Dennoch wurde extrem viel geweint an diesem Wochenende, was für mich ein bisschen zu viel des Guten war.
Wo ich nun gerade die Kids angesprochen habe: Im Projekt läuft alles super und ich bin sehr glücklich mit meiner Zeit, die ich dort verbringe. Die Kids haben Spaß am Englischunterricht und auch die Englischarbeit zu dem von Stefan und mir unerrichteten Stoff im Colégio bei den Älteren ist bei den Meisten ziemlich gut gelaufen.
Ansonsten standen wie schon erwähnt, viele Events an in den letzten Wochen. Events mit Fußballspiel, Tanz und Gesang, bei denen auch ich endlich mal ein bisschen brasilianisches Samba gelernt habe, welches mit dem deutschen Samba, das bei uns in den Tanzschulen beigebracht wird, einfach überhaupt nichts zu tun hat. Bewundernswert ist auch, dass es fast jeder tanzen kann, das heißt, auch die kleinen Kids im Projekt kommen schon mit Schrittfolgen daher, bei denen mir erstmal die Augen aus dem Kopf fallen. Trotzdem habe ich mich laut Lehrer, der mir ein bisschen was beigebracht hat, doch gar nicht so schlecht angestellt, aber was mag das schon heißen :D.
Ganz typisch hier in Brasilien ist auch Capoeira. Was früher mal ein Kampf war, ist heute eine Art Ausdruckstanz/-kampf. Man kämpft praktisch gegeneinander ohne sich jedoch zu berühren. Das kann mit Stöcken sein, die man aneinderschlägt oder ohne irgendwelche Hilfsmittel. So sieht das dann aus:
Next Stop: Oktoberfest.
Hier in der Nähe von Porto Alegre gibt es eine kleine Stadt, die jedes Jahr angeblich deutsches Oktoberfest veranstaltet. Eine Art Bierzelt gab es schonmal, der restliche Verlauf war dann aber doch eher angepasst :D. Für das Oktoberfest hier finden sich organisierte Gruppen zusammen, die sich dann eine Art Schlachtruf ausdenken und die Straße bis zum Bierzelt langmarschieren. Dabei wird Chopp (Aussprache: Schoppi) getrunken, was gezapftes (nicht besonders gutes) Bier ist. Man kann sich das ganze Spektakel also mehr wie einen Fastnachtsumzug bei uns vorstellen. Alle loben dieses Oktoberfest in den Himmel, also mussten wir uns das natürlich anschauen gehen. Ich kann nur eins dazu sagen: Lustig wars.
Am Wochenende darauf, hat mich meine Gastfamilie dann mit nach Gramado genommen. Gramado ist eine kleinere Stadt drei Stunden von Porto Alegre entfernt, welche etwas höher gelegen ist und somit zu den wenigen Orten Brasiliens gehört, an denen es mit viel Glück auch mal schneit im Winter.
In Gramado spiegelt sich die deutsche Einwandererkultur hier im Süden Brasilien seit dem zweiten Weltkrieg wieder. Viele Fachwerkhäuser sind zum Beispiel auf eine Art des deutschen Einflusses zurückzuführen. Ansonsten unterscheidet sich Gramado insofern von anderen brasilianischen Städten, dass sie extrem sauber und gepflegt aussieht, etwas, was man sonst eher selten sieht. Besonders ist auch, dass Autos an Zebrastreifen tatsächlich anhalten wenn jemand die Straße überqueren möchte. Auch das ist in anderen Städten nun wirklich eher seltenst der Fall und dementsprechen das Erste, was einem erzählt wird, wenn es um Gramado geht. Schließlich ist es jeder gewöhnt, dass es auf den Straßen ziemlich rau zugeht. Eins muss man den Brasilianern aber lassen: Autofahren kann wirklich jeder! Muss man aber auch können, sonst ist die Chance, lebend aus dem Verkehr wieder herauszukommen eher niedrig...

Eine weitere Spezialität in Gramdo ist Fondue. Da wir uns jedoch in Brasilien befinden und der Verzehr von jeglichen Speisen nicht unbedingt immer etwas mit der normalen Nahrungsaufnahme zu tun hat, entscheidet man sich hier nicht für Fleisch-/Käse- ODER Schokoladenfondue, nein, man bekommt alle drei vorgesetzt. Mein Gastbruder und ich haben es uns also einmal gutgehen lassen. Ich glaube ich habe mich in meinem Leben noch nie so befüllt gefühlt (und ja, ich wähle diese Ausdrucksweise mit Abischt...), trotzdem war es wirklich wirklich gut!
Da das Wetter in Gramado leider nicht ganz so gut war, musste diesbezüglich noch ein anderes Programm her, also bin ich letztes Wochenende an den Strand nach Torres gefahren. Torres liegt an der Grenze von Rio Grande do Sul (der südlichste Bundesstaat in dem auch ich mich befinde) und Santa Catarina (der daran angrenzende Bundesstaat) und ist der erste schöne Strand Brasiliens vom Süden aus gesehen.
In dem Ort Torres direkt an der Grenze der beiden Bundesstaaten, welche durch einen Fluss getrennt werden, der ins Meer führt, gibt es eine Brücke über besagten Fluss, die einen in zwei Minuten nach Santa Catarina führt. Ich habe also endlich einen Fuß in einen anderen Bundesstaat gesetzt.





So, das war es nun ersteinmal wieder von meiner Seite. Ich genieße hier wirklich jede einzige Minute und egal ob positive oder negative Erfahrungen oder auch Erfahrungen oder Geschehnisse, die vorerst unverständlich sind... alle machen mich ein Stück reicher. Das mag komisch klingen und so fühlt es sich auch manchmal an, aber für mich ist es von großer Bedeutung.
Euch wünsche ich allen eine frohe Vorweihnachtszeit. Genießt die Gemütlichkeit und hoffentlich frohen Stunden.
Hier ist auch schon alles weihnachtlich geschmückt, für mich ist diese ganze Deko aber ziemlich fehl am Platz, schließlich kommt hier der Sommer (und das bedeutet unerträgliche Temperaturen...) und ich fühle mich wirklich nicht besonders weihnachtlich.... Ich bin deswegen auch sehr auf Weihnachten selbst gespannt. Wir werden sehen :-)